So viel Frankreich war nicht mehr in der Stadt seit der Annexion des Herzogtums Oldenburg unter Napoleon I im Jahr 1811. In durch und durch friedlicher Absicht übernahmen „Moi et les Autres“ für einen Abend die musikalische Herrschaft im restlos ausverkauften Wilhelm 13. Juliette Brousset und ihre vier Mitstreiter verzauberten die vielen frankophonen und frankophilen Zuhörer mit ihrem wunderbaren Chanson-Abend, der zum Großteil leger, leicht und swingend daherkam, passend zu den frühsommerlichen Temperaturen.
Dass es für die charmante Französin Juliette ein Heimspiel werden würde, war von vorne herein klar. Als Sängerin des Frauen-Quartetts „Les Brünettes“ hatte die Sopranistin hier erst im Februar bleibenden Eindruck hinterlassen. Zudem umtreibt sie die Freundschaft zur Oldenburger Sängerin Lisa Herbolzheimer und deren Familie, bei denen die Band vor dem Auftritt ein Essen genießen durfte. „Ich liebe Oldenburg. Hier sind die Leute sehr gastfreundlich. Schöne Erlebnisse, schöne Momente“, sagte Juliette Brousset. Solche Bekenntnisse vergisst das Publikum nicht und dankt es mit beeindruckender gesanglicher Unterstützung und reichlich Applaus.
David Heintz´ Gitarrenspiel, Andreas Manns am Kontrabass und Simon Ostheim am Schlagzeug umspielten Juliettes glockenklare Stimme wie ein Mistral-Wind an der Côte d´Azur, mal sanft wehend, mal ordentlich blasend. Und damit es auch richtig landestypisch wirkte, setzte Eric Dann dem Ganzen mit seinem Akkordeon den Stempel „Fabriqué en France“ auf. Mit den Wurzeln im traditionellen Chanson paarten „Moi et les Autres“ ihre Musik mit Elementen aus Jazz, Tango, Balkan-Beats und New-Orleans-Jazz. Dafür kamen auch Banjo, Ukulelen und Melodica zum Einsatz.
Die meisten Stücke entstammten der aktuellen CD „Bio“ – im Wortsinn allerlei kleine Biografien des Lebens in einem weitgehend naturbelassenen Sound. Neben dem Titelstück forderten „Petite, don´t be blue“, „Enfants“ und das viersprachige „Comptine“ die Fans zum Mitsingen und Mitswingen heraus. Zudem war es eine Art Wunschkonzert: Mit dem berühmten Chanson der großen Sängerin Barbara „Dis quand reviendras-tu?“ berührte Juliette Herz und Seele vieler Zuhörerinnen wie auch mit einer kleinen Revue der bekanntesten Chansons.
Der Titel „Sel“ wurde zu einem Höhepunkt des Abends. Juliettes mit Hall ausgestattete, mal erzählerische, mal anklagende Stimme überlagerte die ohnehin eindringlichen, nordafrikanischen Klänge, führte sie zusammen und schuf daraus ein kleines Gesamtkunstwerk. Trotz der eher leichten, heiteren Attitude des Abends sorgte das Stück im Anschluss für einige Sekunden absoluter Stille, bevor respektvoller Beifall einsetzte.
„Moi et les Autres“ bot alles für einen launigen Frühsommer-Abend und weckte bei vielen die Vorfreude und die Lust, die nächsten Ferien wieder in Frankreich zu verbringen. Der Auftritt von Juliette und Band zumindest war der gelebte Beitrag für die Völkerfreundschaft.
Text und Foto: anBeat/oli
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