Barbara Dennerlein gilt als eine der weltbesten Jazz-Pianistinnen. Welch körperliche Kraft es kostet, sich als Frau in der Musikwelt der Männer durchzusetzen, erzählt die 53-jährige Münchnerin in einem Interview vor ihrem Konzert in Oldenburg. Oliver Schulz hat mir ihr gesprochen.
Barbara, hatten Sie als Kind einen Physik-Baukasten?
Nein.
Woher kommt dann die Lust am Experimentieren?
Ach, ich habe als Kind immer schon gerne gebastelt und mit Lego gespielt. Dabei sind tolle Bauwerke entstanden. Mit Fimo-Knete habe ich sogar mal eine kleine Hammond B3 nachgebaut. Die gibt’s
sogar noch.
Das Basteln vereint Sie mit Laurens Hammond. Der amerikanische Tüftler und Erfinder der gleichnamigen Orgel hat zeitlebens 110 Patente
angemeldet.
Der hat alles Mögliche entworfen. Sogar einen elektrischen Bridge-Tisch und später den Synchronmotor, den er dann in seinen Orgeln verbaute.
Es heißt, Sie warten und reparieren Ihre Hammond-Orgeln selbst.
Ich kann gut mit dem Lötkolben umgehen. Und es hat mich interessiert, wie es im Inneren aussieht. Zweimal im Jahr muss die Orgel geölt werden. Naja, man sagt ja: Es läuft wie geschmiert. Die
großen Sachen überlasse ich den Fachleuten.
Wie haben Sie sich anfangs als Frau in der Männer-Welt des Jazz gefühlt?
Es stimmt, dass ich in meiner Jugend oft sehr auf mich allein gestellt war. Es ist schon hart, wenn Sie als junges Mädel mit ihrem mehrere hundert Kilo schweren Instrument nach dem Konzert auf
der Bühne zurückbleiben und ihnen niemand beim Abbauen hilft. Aber es hat mich auch gestärkt und selbstbewusst gemacht.
Heute zählen Sie auf der Hammond B3 zu den besten Jazz-Musikerinnen der Welt. Was lieben Sie an Ihrem Instrument?
Es ist dieser besondere Sound, den ich mit meinem Instrument über die Jahrzehnte weiterentwickelt habe. Aber ich muss auch sagen: Ein Solokonzert fordert mich sehr. Ich muss eine gute Kondition
haben, weil das Spielen mit Händen und Füßen viel Kraft kostet. Und ich bin alleine verantwortlich für meine Vorstellung.
Und was reizt Sie, immer wieder auch mit anderen Musikern zu spielen, bis hin zu Big Bands, so zum Beispiel mit Peter Herbolzheimer?
Es kann inspirierend sein, vor allem, wenn die anderen Musiker auch gut sind. Ich habe mit Friedrich Gulda, Oscar Klein, Charly Antolini und Randy Brecker gespielt. Dabei habe ich viele schöne Erfahrungen gemacht.
Und Sie haben an den berühmtesten Orten des Jazz gespielt: im Blue Note, im Ronnie Scott’s und im Jazz Café.
Ja, aber am Samstag spiele ich in Oldenburg. Und darauf freue ich mich besonders.
anBeat/oli
Kommentar schreiben