In der Regel ist das Leben lang genug, um einen Fehler wiedergutzumachen. Wenn allerdings das 2004 erschienene Album "Echoes of Dreams" ein gleichermaßen musikalischer wie kommerzieller Erfolg war, warum musste Malia sich dann 14 Jahre später das Werk erneut vornehmen? Vielleicht weil "Gut" in "Besser" eine Steigerung kennt. Die in Malawi geborene Britin Malia hat es Oliver Schulz im Gespräch verraten.
Auf der Reise zu sich selbst hat die inzwischen 40-Jährige optisch wie stilistisch einige Häutungen hinter sich. Mal am Cool Jazz und an den Stilikonen Billie Holiday, Sarah Vaughan und Nina Simone orientiert, dann wieder clubtauglich mit Yello-Mastermind Boris Blank, mal mit Afromähne auf dem Cover oder mit strengem Pagenschnitt - Malia setzte in den vergangenen 15 Jahren Akzente. Auch dafür wurde die Sängerin 2013 mit dem "Echo Jazz Award" ausgezeichnet. "Ich liebe es, mich zu verändern. Dann lebe ich diese Phase mit allen Sinnen." Auch, wer bereit ist, beständig an sich zu arbeiten, bleibt auf seine Weise authentisch.
Dies mag der Grund sein, warum Malia "Echoes of Dreams" aus dem persönlichen Plattenregal genommen, alle Titel einmal durchgelüftet und unter dem Titel "Ripples (Echoes of Dreams)" veröffentlicht hat. "Das Album ist kein Remake im üblichen Sinne", erläutert Maila. Vom Rhythm 'n' Blues von einst ist nichts geblieben, Streicher und Klavier haben Stromgitarre und Percussion verdrängt. Auf diese Weise kommt Malias wunderbare Stimme im Wortsinn zum Tragen - mal wie Samt, mal wie Sandpapier. "Ich mag diesen Veränderungsprozess sehr, habe aber lange Zeit nicht gewusst, wie ich den Stücken begegnen soll. Man muss bereit sein, in sich hinein zu hören und sich selbst zu entdecken", bekennt sie.
Derart unerwartete Kurskorrekturen zum Beispiel vom Afro-Pop ihrer malawischen Wurzeln hin zu bluesigen Sounds und dann wieder zur Weltmusik hat sie mehrmals in ihren Karriere absolviert.
Für Malia selbst ist diese Entwicklung nicht so dramatisch gewesen und eigentlich sogar logisch: "Dass ich den Blues liebe, hat auch mit meiner Liebe zum Jazz zu tun. Schließlich ist der Blues immer dessen Fundament."
Wichtig war für ihren Erneuerungsprozess auch der Wechsel der Plattenfirma im Jahr 2016 vom Major-Label Universal zur Kult-Marke MPS. So dokumentierte sie ihre afrikanische Wurzeln auf dem Album "Malawi Blues/Njira", und auch bei "Ripples" lässt ihr die inzwischen in Hamburg ansässige "Musik Produktion Schwarzwald" viel Luft zum Experimentieren.
Sorgfältig begleitet vom Pianisten Alexandre Saada und seinen Arrangements für ein Streichtrio, hat Malia ihre eigenen Arbeiten radikal ausgemerzt - vom verspielten Pop-Jazz zu Beginn ihrer Karriere bis hin zu einem Blues und souligen Sound, der mehr denn je auf die Kraft ihrer Stimme setzt. "Manchmal gibt dir das Leben die Möglichkeit, sich neu auszurichten", erzählt Malia. "Ich habe oft das Gefühl, dass ich heute meine Texte besser verstehe als damals, als ich sie geschrieben habe. Die Erfahrungen, die ich durchlebt habe, einschließlich der harten Zeiten. Deshalb hatte ich den starken inneren Wunsch, die Songs zu überarbeiten."
oli/anBeat.com
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