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Geistreich mit Mütze

Dave Brubeck, Herbie Hancock, Keith Jarrett - geht's nicht eine Nummer kleiner? Mitnichten. Die neue CD des österreichischen Pianisten David Helbock ist eine geistreiche Hommage an die Giganten des Jazzklaviers.

 

Was hat Humor in der Musik verloren, hat Frank Zappa einmal ketzerisch gefragt, und Mitte der Achtziger ein wunderbares, Spaß bringendes Live-Album gleichen Namens veröffentlicht. Vom US-amerikanischen Multiinstrumentalisten stammt übrigens auch die Formel: „Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch.“

 

Einer, der dem Jazz weit die Fenster geöffnet hat und frische Luft hereinlässt, ist David Helbock. Er gehört zu den innovativsten jungen Jazz-Pianisten im deutschsprachigen Raum. Nicht nur durch seine lustige Mütze im Klaviertastenlook genießt der gebürtige Österreicher einen hohen Wiedererkennungswert. Auch seine Formation random/control hinterlässt Spuren.

 

Das Wichtigste sei zuerst geklärt: „Die Originalmütze hatte meine Mutter gehäkelt. Lange Zeit gab es nur die eine, aber dann musste ich mal wechseln“, erklärt Helbock lachend seine Sammlung. Die österreichische Heimat spielt schon eine wichtige Rolle in seiner Vita. „Im Vorarlberg liegen meine Wurzeln. Dann musste ich raus, um mich weiterzuentwickeln. Über die Station Wien bin ich in Berlin gelandet. Aber ich kehre immer wieder gerne nach Hause zurück. Ich brauche beides.“

 

Auch musikalisch bewegt sich Helbock als Grenzgänger – nicht von ungefähr tragen das aktuelle Album und die Tournee den Titel „Tour d’Horizon“. Und der Untertitel „From Brubeck to Zawinul“ gibt die Marschrichtung vor. „Es ist eine Reminiszenz an die Vorbilder. Ich habe mich meiner Lieblingsjazzpianisten bedient und immer deren bekanntestes Stück arrangiert.“

 

Aber es wäre nicht der Freigeist David Helbock, wenn dahinter nicht eine besondere Idee stünde. „Vogelwild“ seien die beiden, am Salzburger Mozarteum ausgebildeten Mitstreiter, manchmal in ihrem Tun. „random/control tun mir gut.“ Mit viel Getöse werden mehr als zwei Dutzend Instrumente auf einen Haufen geworfen und dann einzeln entnommen und gespielt. Johannes Bär ist hier fürs Blech zuständig, von Trompete über Bassflügelhorn bis zu hin zu Alphorn und Tuba. Andreas Broger spielt Saxophone, Klarinetten und Flöte.

 

Dabei erklingen spannende, groovige neue Versionen, zum Beispiel Herbie Hancocks „Watermelon Man“ oder „Bolivia“ von Cedar Walton, aber auch ruhige Stücke wie „My Song“ aus Keith Jarretts Feder. Das alles ist spannend und witzig – und trotzdem niemals Klamauk.

 

anBeat/oli

Foto: Lynhan Balatbat

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