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It's So Easy Bein' Green

 

Es gibt Intros, die fluten den Raum mit Sonnenlicht und Wärme. Ein paar Takte und ein paar Worte genügen, mit denen man das Publikum sofort auf seine Seite zieht. Grant Green und sein gerade veröffentlichtes Album Slick! Live at Oil Can Harry's von 1975 gehören dazu.

 

 

"We'd like to do an old Charlier Parker tune. It's called: Now's the Time" kündigt Grant Green an.

 

"Yeah" entgegnet darauf einer aus dem Publikum.

 

Was soll man schon anderes sagen, wenn man einen der besten Jazzgitarristen vor sich hat und die Vorfreude riesig ist. Die neuveröffentlichte Aufnahme seines Konzerts Slick! Live at Oil Can Harry's aus dem September 1975 in Vancouver zeigt Green und seine Mitstreiter Emmanuel Riggins (E-Piano), Ronnnie Ware (Bass), Greg "Vibrations" Williams (Drums) und Gerald Izzard (Percussion) auf der Höhe der Zeit. Gleichzeitig zeigt die Aufnahme die Richtung an, in die seine Reise gehen soll: Funk und Rythm'n'Blues. Der damals 40-Jährige lebte in Detroit und suchte Mitte der Siebziger nach einem Zugang zu einem jüngeren Publikum. 

 

Auch deshalb verzichtet Grant Green beim vorliegenden Set auf eine konzeptionelle Vorgabe. "How Insensitive (Insensatez)" wirkt wie eine 26-minütige Musterkollektion seiner Kreativität. Es folgt ein halbstündiges Medley mit dem Besten aus dem Funkrock-Soul-Portfolio der Künstler Stanley Clarke (Vulcan Princess), The Ohio Players (Skin Tight), Bobby Womack (Woman's gotta have it), Stevie Wonder (Boogie On Reggae Woman) und The O'Jays (For the Love of Money), das Green absolut auf der Höhe der Zeit zeigt.

 

Ende der Fünfziger war der großartige Altsaxophonist Lou Donaldson, der mit Milt Jackson, Thelonious Monk, Art Blakey und Jimmy Smith spielte, in einer Bar in St. Louis auf das Riesentalent an der Gitarre aufmerksam geworden. Er brachte den 25-Jährigen in New York mit Alfred Lion, Gründer des legendären Labels Blue Note, zusammen. Der aus Berlin stammende Plattenchef war von Grant Green so beeindruckt, dass er ihn direkt als Bandleader engagierte. Diese Beziehung bestand über die gesamten 60er Jahre hinweg.

 

Bis 1965 nahm Green bei Blue Note als Leader oder Bandmitglied mehr Platten auf als irgendjemand sonst. Zu seinen herausragenden Alben gehörten seine Quartettaufnahmen mit Sonny Clark 1961/62, Blue and Sentimental mit Ike Quebec und das Album Idle Moments mit Joe Henderson und Bobby Hutcherson. Sein erstes Album als Bandleader war Grant´s First Stand. Seine lineare Gitarrenarbeit in den Orgeltrios von Jack McDuff, John Patton und Larry Young galt damals als richtungsweisend. 1962 wurde als er Bester Newcomer des US-Fachmagazins Down Beat gewählt.

 

Als Künstler seiner Zeit ergriffen Drogen und Depressionen auch von Green Besitz und beraubten ihn seiner Schaffenskraft. In der Phase zwischen 1967 und 1969 nahm er aufgrund persönlicher Probleme und den Folgen seiner Sucht keine Platten auf. 1969 kehrte er mit einer mehr Funk-orientierten Band zurück auf die Bühne. In diese Periode fiel auch der kommerzielle Erfolg Green is Beautiful und der Soundtrack zum Blacksploitation-Film The Final Comedown. Grant verließ Blue Note 1974 abermals, um kommerziellere Projekte zu verfolgen. Allerdings stand er zum Zeitpunkt der Aufnahme zu Slick! Live at Oil Can Harry's 1975 ohne Label dar. 

 

Der Raubbau an seiner Gesundheit blieb nicht folgenlos: Das Jahr 1978 verbrachte Grant zum größten Teil im Krankenhaus. Gegen den Rat seiner Ärzte ging er wieder auf Tournee und spielte in New York mit George Benson. Am 31. Januar 1979 starb Grant Green im Alter von 43 Jahren an einem Herzinfarkt.

 

Sein Lebensmotto war ihm in die Wiege gelegt - und wäre auch die Inschrift für seinen Grabstein gewesen: 

",Gr´ in front of both my first and last names stands for Groove."

 

 

 

 

 

 

GRANT GREEN

Slick! Live at Oil Can Harry's

Label: Resonance

 

 

Text: oli/anBeat
Fotos: Resonance Records

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