Wenn Männer jenseits der 65 ankündigen, sich endlich mehr Zeit für sich selbst nehmen zu wollen, ist das in der Regel mit dem Pilgern auf dem Jakobsweg, der Einrichtung eines Hobbykellers oder der Anschaffung eines Aufsitzrasenmähers verbunden. Glücklicherweise tritt Persönlichkeit in unterschiedlichen Facetten zum Vorschein - wie bei Klaus Ignatzek.
Der gleichermaßen erfolgreiche wie hochgeschätzte Pianist und Komponist in diesem fortgeschrittenen Alter hat unlängst das Album „Personally“ veröffentlicht. Es ist die erste Solo-Aufnahme des in Oldenburg lebenden Musikers seit langer Zeit, die in eigenen Stücken seine persönliche Geschichte und Erfahrungen voller Hingabe und Emotion preisgibt.
„Mein Leben verläuft weitgehend selbstbestimmt. Ich bin der Manager meiner eigenen Projekte, und das genieße ich“, sagt der 1954 in Wilhelmshaven geborene Ignatzek. „Natürlich war es nicht immer einfach, meine Musik selbst zu vermarkten. Ich mache das ja nun seit mittlerweile 37 Jahren. Aber so habe ich die Dinge in der eigenen Hand.“
Dass er zu einem der führenden Jazzpianisten in Europa geworden ist, hat mit unerschöpflichem Talent, viel Fleiß und großer Ausdauer zu tun. Auf über 60 Tonträgern zeichnet er als Bandleader verantwortlich, mehr als 300 seiner Kompositionen sind darauf zu hören. Zahllose Tourneen und Festivalauftritte in unterschiedlichen Formationen gehören in die Vita des drahtigen Mittsechzigers.
Ignatzek ist ein Teamplayer: im Quintett, im Trio mit Claudio Roditi und Jean-Louis Rassinfosse oder im Duo mit seiner langjährigen Weg- und Lebensgefährtin Susanne Menzel. Auf der langen Liste der Mitspieler finden sich auch Saxophon-Legende Dave Liebman, Vibraphonist Florian Poser, Kontrabassist Dieter Ilg, Tenorsaxophonist Joe Henderson und Altsaxophonist Bobby Watson.
Klaus Ignatzek gibt Kunst und Können gern weiter. Seit 1984 ist er Dozent für Jazzklavier und Musiktheorie an der Universität Oldenburg. Auch an der Jazzakademie Nordsee in Jever lehrt er und leitet Talente an. Zudem ist seine vielfältige Unterrichtserfahrung in drei von ihm verfassten Lehrbüchern dokumentiert.
Dass dem begnadeten Pianisten nicht langweilig geworden ist, kann man auf seinem Soloalbum „Personally“ sehr gut nachempfinden. Alle zwölf Stücke hat Ignatzek eigens für die CD komponiert; sie sitzen wie ein Maßanzug. „Sunbeam“ weckt zur Eröffnung so sanft wie nachdrücklich, dass der Tag eigentlich gar nicht schlecht werden kann. „Calima“ bringt Körper und Geist ins Laufen. Und „Do as you like“ ist eigentlich sein eigenes, vertontes Lebensmotto.
Text: oli/anBeat.com
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