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Son of a Teacher man

Normalerweise gehen junge Menschen besser ihren eigenen Weg – vor allem, wenn der Vater weltbekannt ist und man auch noch denselben Namen trägt. Das ist auch bei Felim Sheridan McGinnity so. Aber ist es wirklich Pech, wenn es dieselbe Leidenschaft zur Musik ist, die einen mit dem Vater eint, der Tony Sheridan war und der Gitarrenlehrer der Beatles?

 

Wobei man weder auf den ersten Blick bemerkt, wer da vor einem steht; auch dieser sperrige Name irischer Herkunft hilft kaum weiter. Wenn der 26-Jährige allerdings erzählt, dass der Vater ganz früher mal mit den Beatles in Hamburg gemeinsam auf der Bühne gestanden hat, und er dann selbst noch die Gitarre in die Hand nimmt und singt, weiß man: Felim ist der Sohn von Tony Sheridan.

 

Die britische Skiffle-Legende, Mitbegründer des Beats, Vorbild für Paul McCartney und George Harrison als Gitarrist sowie Wegbereiter und Förderer der frühen Beatles, galt zeitlebens als angenehmer Musikerkollege und Ratgeber sowie als bescheidener Mensch. Seinen Tod 2013 nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren beklagten Fans und Weggefährten weltweit. Die Trauerfeier fand im Hamburger Michel statt.

 

 

Felim Sheridan McGinnity – der Vater wurde als Anthony Esmond Sheridan McGinnity 1940 als Sohn eines Iren und einer Engländerin in Norwich geboren – hat nicht nur das künstlerische Talent geerbt, sondern auch einige wesentliche Charaktereigenschaften. Bescheidenheit gehört dazu, aber auch Beharrlichkeit bei den selbstgesteckten Zielen, auch wenn der Weg dorthin nicht gerade ist – wie der zum Abitur.

 

Felim – sein Vorname bedeutet im Gälischen „Der Erfolgreiche“ – ist in einem Musikerhaushalt „mit drei Geschwistern und viel klassischer Musik“ in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Seine ältere Schwester Clare beispielsweise ist 2013 bei „The Voice of Germany“ mit dem Titel „Tangled Up“ von Carol Emerald aufgetreten.

 

Über die obligatorische Blockflöte kam er ans Schlagzeug („Darauf habe ich herumgedroschen“) und landete bei der Gitarre. Im Gegensatz zu seinen Mitschülern kannte er die Kunstlieder von Franz Schubert genauso gut wie die gängige Rap-Musik von Kollegah.

 

 

  

Sein Ziel „Irgendwas mit visuellen Medien“ brachte er mit einem Kamera-Praktikum im Studio Hamburg zwar voran, aber nicht zu einem tagesfüllenden Job. Und der Zugang zu einer Kunsthochschule blieb ihm ohne Abitur verwehrt. Nun führt eben der sogenannte zweite Bildungsweg über die Theodor-Heuss-Straße. „Das Oldenburg-Kolleg hat einen sehr guten Ruf. Ich bin froh, hergezogen zu sein, denn ich habe hier auch meine Freundin kennengelernt“, erzählt Felim.

 

Zum Vater hatte er ein sehr gutes Verhältnis. „Ich habe viel gelernt von ihm. Und er fand es toll, dass ich seine Musik und seine Arbeit mochte“. Tony Sheridan respektierte wiederum die Biografien seiner Kinder. „Obwohl er mehrmals verheiratet war und dadurch mehrere Familien hatte, hatte ich eine innige Beziehung zu ihm. Ich habe viele bekannte Künstler kennengelernt. Wenn er nicht gerade auf Tournee war, und er war ja vor allem als Bühnenmusiker präsent, fanden zu Hause Konzerte statt.“ Ein persönlicher Schatz ist der Song „Tell me if you can“, den sein Vater im Jahr 1962 gemeinsam mit Paul McCartney geschrieben hat.

 

Der Linkshänder aus Liverpool mit dem Rickenbacker-Bass bezeichnete Tony Sheridan stets als „Teacher“ (Lehrer). So war Tony Sheridan auch an den ersten kommerziellen Aufnahmen der Beatles als Sänger beteiligt. Die Band begleitete ihn bei mehreren Singles unter dem Namen „The Beat Brothers“.

  

 

Ihren größten Erfolg hatten Tony Sheridan & The Beat Brothers 1961 mit dem Titel „My Bonnie“, der am 22. und 23. Juni 1961 für die Plattenfirma Polydor in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg eingespielt wurde, darunter „The Saints (When The Saints Go Marching In)“, aber auch die Instrumental-Stücke „Cry for a Shadow“ und „Nobody’s Child“, komponiert von John Lennon und George Harrison.

 

Nach der Rückkehr aus Hamburg nahm die Weltkarriere der Beatles ihren Lauf: Auf Bitte des neuen Managers Brian Epstein wurden die Beatles am 25. Mai 1962 aus ihrem Vertrag entlassen – am Tag zuvor hatten sie mit Tony Sheridan „Sweet Georgia Brown“ und „Swanee“ eingespielt. Der Image-Wandel sah für Lennon, McCartney, Harrison und Schlagzeuger Pete Best, den Vorgänger von Ringo Starr, ordentliche Anzüge, ein festes Bühnenprogramm und angemessenes Verhalten auf der Bühne vor. Der Rest ist Musikgeschichte.

 

„Auch nach dem Durchbruch der Beatles blieb der Kontakt bestehen“, weiß Felim. Einige Male bestritt Vater Tony das Vorprogramm bei deren Auftritten. Und der Sohn hat eine weitere bemerkenswerte Personalie zu bieten: „Mein Vater lebte einige Zeit in Australien, wo er ab und zu seinen Freund Alex Young von den ,Easybeats’ besuchte. Der hatte wiederum zwei kleine Brüder namens Angus und Malcolm, und denen brachte mein Vater einige Tricks auf der Gitarre bei.“ Von Sydney aus starteten sie als Hardrocker von „AC/DC“ ihren weltweiten Siegeszug.

 

Auf solch einen Vater kann man mächtig stolz sein.

 

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